Politik und Zeitgeschichte AK

Interview mit Hr. Zedler, der für das MPZ die Ausstellung betreut

Durch welche und wessen Idee ist diese 2.Wehrmachtsausstellung entstanden?

    Hr. Zedler: Diese Ausstellung muss man als eine Antwort auf die erste Ausstellung und vorallem auch als Diskussion,die es um die erste Ausstellung gegeben hat begreifen.Es gab viele Vorwuerfe bei der ersten vor 5 Jahren(`95 begonnen,`97 in Muenchen),ab `97 ist die Diskussion und die Polemik darueber eskaliert.Die vVorwuerfe waren im Wesentlichen:"Gefaelscht und sie stellt alle Soldaten der Wehrmscht als Verbrecher dar!"Nachdem eine Historikerkommission eingesetzt worden war, stellte sich dann tatsaechlich heraus, dass 9 von 1400 ausgestellten Fotos falsch waren und dass 20 in einem Rahmen plaziert waren,die bestimmte Assoziationen geweckt oder Verbrechen suggeriert haben,die so nicht geschahen.Daraufhin hat man die erste Ausstellung komplett zurueckgezogen und eine neue erstellt. Der eigentliche Iniziator dieser Ausstellungen ist Hr.J.P.Reensma. Bei dieser zweiten Ausstellung hat er das Rahmenkonzept vorgegeben,das von drei Leuten von dem Hamburger Institut der Sozialforschung ausgearbeitet wurde.

    Nach welchem Konzept wurde diese Ausstellung erstellt?

    Hr. Zedler: Bei der zweiten Fassung hat man versucht alles niet-und nagelfest zu machen,d.h.diese auf einen aktuellen Forschungsstand zu bringen.Deshalb wurde so viel Text statt Bilder verwendet,ueberall die Quellenangaben und wie man mit diesen Fotos umgegangen ist.Der Bereich "Handlungsspielraeume" soll verdeutlichen,dass wir kein Pauschalurteil ueber irgendwelche Soldaten sprechen,sondern dass wir versuchen zu differenzieren.Wir stellen die Verbrechen dar,aber wir zeigen vorallem auch Personen die anders gehandelt haben.

    Was sehen sie als Ziel dieser Ausstellung?

    Hr. Zedler: Ich habe zwei grosse Ziele,die ich vermitteln moechte,wenn sie auch dem Ziel des Iniziators nicht entsprechen.Das eine ist Aufklaerung;Zu sagen,es hat diese Verbrechen gegeben,die so von der Wehrmacht veruebt worden sind,was man schon in der Forschung lange wusste.durch die ersten Monografien,die 1968 ersschienen.Das andere ist,das ist etwas schwieriger zu vermitteln,dass man sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt und sich fragt unter welchen Bedingungen und aus welchem Grund die Soldaten gehandelt haben.Also,wieso hat sich ein nicht unerheblicher Teil der Soldaten dieser Verbrechen schuldig gemacht? Was fuer Faktoren gibt es,die dazu gefuehrt haben??Koennte mir das genauso passieren??? Das,glaube ich,ist das wesentliche Ziel,dass diese "Handlungsspielraeume"in die Ausstellung einfuehren wollten.Der Versuch diese geschichtliche Erfahrung auf die eigene Geschichte und Selbstwahrnehmung zu projezieren.

    Wurden diese Ziele erreicht?

    Hr. Zedler: Das 1.:Ja.Man sieht dies an den Diskussionen und jetzt gibt es niemanden mehr der behauptet,dass die Wehrmacht eine saubere Armee war,die Krieg gefuehrt hat.Dieses Ziel wurde nachwievor erreicht und es wird,wie diese Ausstellung getourt ist,schwierig werden es zu leugnen.Das 2.Ziel,glaube ich nicht,dass es erreicht wurde.

    Welche Reaktionen von welchen Personengruppen gibt es in München?

    Hr. Zedler: Das offizielle Muenchen steht hinter der Ausstellung.Auch die Presse steht dem Ganzen positiv gegenueber.Bei den Besuchern muss man differenzieren:Der ueberwiegende Teil zeigt sich schockiert,versucht die gar s nicht zu leugnen.Auch gibt es einen bestimmten Teil an Personen,die versuchen dies in einer oder anderen Richtung wieder auszukratzen.Die wenigsten sagen,dass die Aussagen dieser Ausstellung nicht stimmen.Der letzte Teil besteht aus Leuten,die relativieren und es mit anderen Kriegsverbrechen vergleichen.Die Gruppe,die sich am intensievsten mit der Ausstellung befassen sind Polizisten oder Bundeswehrsoldaten.Da die Wehrmacht damals eine wehrpflichtige Armee war und das ist sie heute noch.D.h.,wenn sie in einer Armee in einem demokratischen Staat dienen und damit schon ein etwas anderes Umfeld haben,ist festzustellen,dass sie betroffen sind von der Thematik,weil sich viele fragen, wie wuerde ich in einer solchen Situation handeln,wie wuerde ich vorgehen,wenn ein voelkerrechtswidriger Befehl kommt.Vorallem sind sie betroffener,da sie einfach vor diese Frage gestellt sein koennten,wenn sie z.B.im Auslandseinsatz sind oder in Krisengebieten,wie moeglicherweise in Kriegsgebieten.

    Warum wird dieses wichtige Thema erst jetzt in den 90-ern angesprochen?

    Hr. Zedler: Ich vermute,dass dieser Staat und diese Gesellschaft eine solche Diskussion in den 50-ern und in den 60-ern nicht ausgehalten haetten.Vermutlich waere diese Demokratie zerbrochen,wenn diese Diskussion zu frueh gefuehrt geworden waere.Dies entschuldigt nicht,dass sie erst jetzt gefuehrt wird,aber in der Nachkriegszeit,glaube ich,aus dem einfachen Grund,dass so viele Leute von damals noch gelebt haben,die die schrecklichen Ereignisse miterlebt hatten.Diese mussten sie erstmal verdauen.

 


 

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